Und in der Tat - es war das Original. Also das Trem.-Cover, das im Mai/Juni 54 angeschraubt wurde. Es gibt ein paar interessante Details, die das belegen. Eventuell werde ich in einem der nächsten Berichte über diese Gitarre darauf eingehen.  Warum soll ich solch spannende Geheimnisse gleich am Anfang verraten. :-)

Fälschlicherweise wird das Plastikmaterial, das damals zun Einsatz kam, als Bakelit bezeichnet. Leider ist das aber nicht richtig. Auch darüber werden wir in einem der nächsten Teile berichten.

Wie man auf dem Bild im Hintergrund gut erkennen kann, ist keine der Ecken zu Schaden gekommen. Um alle Bedenken im vornherein im Keim zu ersticken. Es gelang mir auch, dieses Trem-Cover wieder völlig unbeschadet anzuschrauben. :-)

Wer ganz genau hinschaut, kann übrigens am rechten Rand gut erkennen, an welcher Stelle auf der Vorderseite der Platte die Seriennummer eingeprägt wurde. Die Prägung ist auch auf der Rückseite sehr gut zu erkennen. Links die bereits beschriebenen etwas zu klein geratenen Löcher zum Einfädeln der Saiten.

So, das war das appetitmachende Intro über diese phantastische Gitarre. Ab der nächsten Ausgabe ist der Bericht über diese 54er nur noch im Memberbereich zu finden.
Dann legen wir richtig los, in gewohnter Art und Weise.
Es wird spannend! Also unbedingt - dran bleiben !

Strat des Monats




Fender Stratocaster 1954 - 2-tone sunburst

Fender Stratocaster, 1954,  2-tone sunburst



Es dauerte eine ganze Weile, bis dieser Traum wahr wurde. Wie lange jagte ich einer solchen 54er Stratocaster nach. Nicht einfach eine 54er Strat sollte es sein. Nein, sie sollte ihre Seriennummer auf dem Tremolo-Cover tragen. Und sie sollte sich auch noch in einem atemberaubenden Originalzustand befinden. Jetzt kann ich behaupten, dass es besser gar nicht hätte kommen können! Endlich liegt sie vor mir. Eine der dienstältesten Strats, Jahrgang 1954.

Schon seit vielen Jahren setzten wir in regelmäßigen Abständen Hilferufe nach einer solchen Gitarre ab. Lange Zeit dachte ich, dass unsere Bitten ungehört blieben. Doch dann erhiehlt ich von einem guten Freund einen Tip. Und da war er, der Name eines Sammlers, der vielleicht helfen könnte, das 54er Projekt zu verwirklichen.

Eine genaue Adresse hatte ich allerdings noch immer nicht. Aber mit etwas Phantasie bastelte ich eine Emailadresse, die dann sogar auf Anhieb passte. Der Kontakt zu S. war hergestellt.  S. erklärte sich sofort bereit zu helfen, was nicht selbstverständlich ist bei einem solchen Instrument. Trotz gefüllten Terminkalender war schnell geklärt, dass wir uns zeitnah, bei ihm zum "Fotoshooting" träfen. Tja, und so haben wir die spektakulären Bilder dieser 54er Strat produziert.

Diese Bilder entschädigen für die lange Anreise und dem riesigen Aufwand, die/der nötig waren, um diese Traumgitarre aufzunehmen.
Außerdem haben wir einen sehr netten und hilfsbereiten Strat-Fan kennengelernt, der uns allen einen großen Wunsch erfüllte :-), einen ganzen Tag seiner knappen Zeit der guten Sache opferte, das Vintagestrat.de Team freundschaftlichst aufnahm.  Dafür möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken!

Es war, als fielen Weihnachten, Ostern und vielleicht noch Pfingsten auf einen Tag. Da lag sie vor mir, die Stratocaster mit der Serial 1xx auf dem Tremolo-Cover, das aussah, als hätte es noch niemals jemand abgeschraubt, um die Saiten dieser 60-jährigen Gitarre zu wechseln.

                         




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Kein Wunder, dass sich andauernd irgendwelche Details änderten. So heisst es beispielsweise, dass sich das Shaping des revolutionär geformten Bodies desöfteren änderte. "Kenner" behaupten, dass kein Body dem anderen glich. Ich persönlich glaube das sofort. Schließlich gab es damals keine CAD-Systeme, die  heute für eine gleichbleibende Form und Bearbeitung  sorgen. Natürlich arbeitete man schon damals mit Schablonen. Aber letztendlich waren die Holzarbeiten damals und auch später echte "Handarbeit", Toleranzen Normalität. Und möglicherweise flossen - wie bereits beschrieben - viele Wünsche und Ideen in die laufende Produktion ein.

"S" und ich vereinbarten, dass alle wichtigen Details der alten Strat fotografiert werden sollten. Natürlich musste die Gitarre dafür zerlegt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei um eine weitestgehend makellosese Gitarre handelte, eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Nehmen wir nur einmal das Trem.-Cover. Wie oft höre ich von Freunden, dass ihnen beim Saitenwechsel eine Ecke des empfindlichen Plastik wegbrach, weil die Schrauben zu fest angezogen wurden. Und gerade bei dieser 54er war die Demontage des Covers nötig. Denn wie auf den Bildern zu sehen ist, waren die Zugangslöcher zum Trem.-Block rund und nicht besonders groß. Je nach Einstellung der Tremoloeinheit, war es meist unmöglich mit dem Saitenende an die Öffnung des Stahlblockes zu gelangen. Kein Wunder, dass man später mit größeren ovalen Öffnungen arbeitete, die allerdings auch oft zu klein waren, um die Saiten problemlos wechseln zu können.
Ich hatte übrignes 2 Werkzeugkoffer dabei, gefüllt mit Schraubenziehern aller Art, in jeder erdenklichen Größe. Zu viel Spiel zwischen Schraubenkopf und Werkzeugspitze - das ging ja wohl gar nicht. Es durfte einfach nichts schief gehen. Ähnlich verhielt es sich bei der Fotoausrüstung. Vieles war doppelt am Set. Und stets das Preisschild der Smith No. 100 im Hinterkopf gespeichert.

Vorsichtig entfernte ich zunächst die Schrauben des wertvollen Trem.-Covers. Ersatz dafür ist wohl nicht mehr zu bekommen. Und was wäre eine Fender Stratocaster des "First Run", ohne dieses einfache Stück Plastik. Einfach? Naja, wenn man von der Seriennummer mal absieht, ähnelt es doch den aktuellen Abdeckungen des Federfaches sehr stark.

Mit großen Respekt, ja geradezu ehrfürchtig, nahm ich diese 54er in die Hand. Stets hatte ich den immens beeindruckenden Artikel im Hinterkopf, der über den geplanten Verkauf der allerersten Gitarre aus diesem sog. "First Run" berichtete. Kein geringerer als Richard Smith, in der Stratocaster-Szene kein Unbekannter, bot seine 54er mit der sagenumwobenen Serial "100" zum Verkauf. Dass dieser Job von George Gruhn zelebriert werden sollte, war mir von Anfang an irgendwie klar. Gerne hätte ich mich dafür angeboten, doch leider erfuhr ich zu spät davon :-).

250.000 Dollar - wohl ein stolzer Preis für diese Strat. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass diese Gitarre die allererste Stratocaster aus Fenders Serienroduktion war, durchaus realisierbar, wenn man bedenkt, was ein Sammler vor ein paar Jahren für Claptons Blacky zahlte. Wie heißt es so schön - Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Angeblich soll sie ja zwischenzeitlich einen neuen Liebhaber gefunden haben.
Zwischen der 100 und unserer Strat des Monats fehlen nicht viele Seriennummern. Gebaut wurde dieses Meisterwerk Fenders im Zeitraum zwischen  April und Juni 1954. Eine genauere Einschätzung ist leider nicht möglich, denn nur der einteilige  Maple-Neck besitzt eine handschriftliche Datierung.

Fakt ist, dass die Fertigungszeitpunkte der Einzelteile (abgesehen von den zugelieferten Teilen der Elektrik) ziemlich nahe beieinander gelegen haben müssen. Die ersten Strats dieser ersten Serie wurden im April fertiggestellt und schon früh an bekannte Musiker verteilt. Fender verstand es Bedürfnisse zu wecken. Und er wusste auch, welchen Rolle bekannte Musiker dabei spielen können. Natürlich profitierte er schnell von den Erkenntnissen, die diese Leute bei der Nutzung der Gitarren gewannen.
(Bilderreihe rechts) - George Gruhn mit der ersten Serien-Stratocaster - Serial 100)

Bild entfernt

09.09.22